Einblicke in unsere Online-Welt

Lockdown 1, Lockdown Light, Lockdown 2, Lockdown mit Öffnungen. Ich würde behaupten, keiner weiß mehr so ganz genau, wo wir uns eigentlich befinden, geschweige denn, wo welche Regeln gelten. Ein Jahr Pandemie hat viele Veränderungen mit sich gebracht, sicherlich nicht nur Schlechte.

In den kommenden Blog-Artikeln erzählen wir euch von unseren Corona-Online-Erfahrungen der letzten 12 Monate. Sicherlich gibt es auch die ein oder andere lustige Anekdote. Wenn ihr online etwas besonders Schönes, Lustiges oder Trauriges erlebt hat, schreibt es uns gerne in die Kommentare. Wir freuen uns von euch zu lesen.

Eure Lina

 

Jetzt schreibt aber erst einmal Ruth von ihren ersten Erfahrungen:

 

(Autorin: Ruth Gildemeister)

Ein Segen in Corona -Zeiten?

„Not macht erfinderisch“ – ein Sprichwort, das besonders auch jetzt in Corona -Zeiten gilt. Das öffentliche Leben und die sozialen Kontakte sind noch immer stark eingeschränkt. Und das ist für viele eine Situation, die immer schwerer zu ertragen ist, je länger sie dauert.

Da sind neue Ideen gefragt und plötzlich entdecken immer mehr Menschen die vielen Möglichkeiten unserer vielfältigen Online-Welt. Auch ich gehöre zu diesen – doch kann sie uns über unsere anderen vielen Entbehrungen hinweghelfen?

Für mich als Ruheständlerin, die mit Technik noch nie viel “am Hut“ hatte und sich mit den neuen Medien nicht so gut auskennt, eine große Herausforderung!

Musik per live stream, Opernpremiere per Video – bis zu Corona ein „no go“ für mich.  War ich doch bis jetzt so glücklich in meiner Welt mit Konzert-, Opern- und Theaterbesuchen und jetzt alles per Video auf dem Bildschirm? Nein, das war auch jetzt keine Alternative für mich. Es fing schon mit der Technik an, sich diese Veranstaltungen online ins Haus zu holen und hörte mit dem Lernen der vielen Fachausdrücke auf. Eine Opernpremiere habe ich dann aber doch online erlebt und sie hat mir sogar   Freude gemacht: mein Mann „zauberte“ das Bild auf unseren großen Fernseher und so war es bei Sekt und Knabbereien ein recht gelungener Opernabend.

Geschlossene Läden, Geschäfte und Restaurants. Plötzlich erkennt man, wie sehr doch das Einkaufen, Shoppen und das Essengehen selbstverständlich geworden war. Und jetzt? Ich war nie eine Freundin vom online bestellen, doch auf einmal entdecke ich, wie bequem und entspannend es sein kann, sich von zuhause aus Kleidung und andere Dinge online zu bestellen: Anprobieren in den eigenen vier Wänden – praktisch, nicht nur in der kalten Jahreszeit so ohne lästiges An- und Ausziehen in der kleinen Umkleidekabine.

Auch das Essengehen mit Freunden fehlt natürlich. Jetzt geht es nur per online Bestellung – der Genuss ist für mich nach wie vor nur halb so schön. Atmosphäre und die Freunde fehlen sehr.

Sportstätten und Fitnessstudios sind noch geschlossen. Auch dort musste eine neue Lösung gefunden werden. Unsere Pilates-Trainerin empfahl online Trainingsstunden. Das war leichter gesagt als getan. Auf den Bildschirm schauen und gleichzeitig alles nachturnen – am Anfang hatte ich Mühe hinterherzukommen, doch mit jedem Mal wurde es besser und macht jetzt sogar Spaß!

Unsere Power-Trainerin lud ein zum „zoom meeting“. Davon hatte ich bis zu dem Zeitpunkt noch nie etwas gehört und ohne die Hilfe meines Mannes hätte ich das mit der Technik wohl auch nicht hinbekommen. Doch inzwischen freuen mein Mann und ich uns auf unseren wöchentlichen Fitnessabend, wenn unsere Trainerin uns zur Powerstunde einlädt: wir sehen uns sprechen kurz unsere langjährigen Mitturnerinnen und Mitturnern bis uns unsere Trainerin stumm schaltet und mit dem schweißtreibenden Training beginnt.

Eine Herausforderung für mich war dann auch eine Einladung zur Videokonferenz. Während meiner berufstätigen Zeit war das nie ein Thema gewesen. Doch in Zeiten von Corona? Jetzt war es eine Möglichkeit, mit mehreren Personen gleichzeitig ein Meeting abhalten zu können. Beim ersten Mal war ich schon etwas aufgeregt. Da saß ich nun, sah mich groß auf dem Bildschirm. Und dann plötzlich schaltete sich der „Gastgeber“ ein, war groß im Bild zu sehen und ich nur noch im Kleinformat, so wie auch die anderen Teilnehmer. Und dann immer wieder der Wechsel: derjenige, der sich zu Wort meldete, erschien im Großformat. Das war zuerst verwirrend für mich und auch anstrengend. Und bei solchen Videokonferenzen vermisse ich jedes Mal, dass ich den Teilnehmern nicht direkt ins Gesicht sehen und die Mimik schlecht erkennen kann, die Atmosphäre bleibt unpersönlich und eine ungezwungene Unterhaltung unmöglich.

Mein Fazit: Die vielen Möglichkeiten, die unsere Online-Welt uns ermöglicht, sind sicherlich eine große Hilfe, das Leben in Zeiten von Corona erträglicher zu machen. Sie ersetzen aber nicht die Dinge, die ich vor der Pandemie live erleben konnte! Und ich sehne mich nach persönlichen Begegnungen, körperlich Nähe und liebevolle Umarmungen, die auch die noch so perfekte Onlinewelt nicht ersetzen kann.

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