VHS Henstedt-Ulzburg

Online-Rausch

(Autorin: Lina Samoske)

Vor ein paar Tagen „feierten“ wir den Corona-Jahrestag. Gewinner dieser Pandemie sind ganz sicher diverse Online-Anbieter, vor allem der Online-Versandhandel – das böse „A“.

Auch ich erinnere mich, im ersten Lockdown viel häufiger telefoniert zu haben. Ich habe mich mit Freundinnen zum „Online-Wein-trinken“ und quatschen verabredet. Es war gemütlich, niemand musste spät Abends noch irgendwo hinfahren, alle konnten in Jogginghose zuhause bleiben. Doch nach einem Jahr ist nun auch die Jogginghose irgendwie unbequem geworden. 

Mein letztes „Online-Event“ hatte ich an meinem Geburtstag. Meine liebsten Menschen wollte ich wenigstens auf dem Bildschirm alle zusammen sehen. Wir hatten einen lustigen Abend, eine entspannte und lockere Unterhaltung blieb aber aus. Die Technik gerät dann doch an ihre Grenzen. Schnelle bzw. normale Gespräche können nicht ohne Zeitverzögerung übertragen werden. Außerdem fehlen die nonverbalen Zeichen, denn ich ich „spüre“ nicht, wer mich anguckt während ich rede. Es war ein Erlebnis, aber meine nächste Geburtstagsfeier soll wieder analog statt finden.

Unabhängig von den Grenzen der Technik bin ich Online-Müde. Ich bin sehr Technikaffin, bin viel online unterwegs und sehe auch für meinen Beruf viele Vorteile. Ich kann Seminare nun ohne Probleme online anbieten, muss nicht ständig stundenlang mit dem Auto unterwegs sein. Online-Seminare für Erwachsene funktioniert wunderbar, mit Kindern und Jugendlichen ist das analoge arbeiten dagegen immer noch wichtig.  

Auch meine momentane wöchentliche Sportstunde und mein Yoga-Workshop letztes Wochenende würde ich analog nicht machen können. Auf Grund des Homeschooling, Homekita und „Home-Everything“ würde keine Zeit für Fahrten bleiben. Meinen Rückbildungskurs mit anschließender Zeit für einen Eltern-Austausch, hätte ich dagegen lieber offline gemacht.

Die Möglichkeiten die wir online haben sind toll und hilfreich, allerdings haben wir momentan einfach nicht die Wahl und das macht mich traurig und müde. 

Heute war ich seit langem mal wieder im Wildpark, so ganz echt und analog. Meine Online-Freundinnen-Gespräche aus dem ersten Lockdown sind im Übrigen im zweiten Lockdown zu Spaziergangs-Unterhaltungen geworden.

Eine digitale Umarmung sendet euch
Lina

0 Kommentare

Ihr Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert