Onelinekurs: VHS goes digital

Digital lernen, wo und wann du willst

Man möchte meinen, dass Online-Kurse in unserer heutigen, digitalen Zeit nicht sonderlich innovativ sind. Weit verbreitet sind sie in Deutschland allerdings nicht. Wir hinken also nicht hinterher! Ich habe eine Zeit lang an einer technischen Universität in der Online-Lehre gearbeitet und selbst dort tat man sich schwer, ganze Kurse digital im Internet anzubieten. Ich sehe das positiv, denn wir Menschen brauchen weiterhin den analogen, echten und ehrlichen Kontakt zu Anderen – mit Hände schütteln, in die Augen blicken und allem, was eben zu einer analogen Kommunikation dazu gehört. Trotzdem könnten Onlinekurse hilfreich sein – für Väter und Mütter, für Vollzeit-Arbeitnehmer/innen, für Menschen mit eingeschränkter Mobilität , für Leute die flexibel sein wollen.

Flexibilität und neue Freiheit

Während unsere Kinder in der Kita sind, arbeiten mein Mann und ich bis zum Nachmittag beziehungsweise Abend. Da könnte ich persönlich tagsüber keinen Weiterbildungskurs mehr besuchen, sondern würde diesen am Abend vom Home-Office aus absolvieren wollen. Vollzeit-Arbeitnehmerinnen, die sich abends nicht noch mal in die Bahn oder das Auto setzen wollen, können sich Zuhause am Rechner weiterbilden. Menschen, die keinen Führerschein haben und außerhalb wohnen, können problemlos online lernen. Studenten, die flexible Unizeiten haben, Praktika absolvieren und in den Semesterferien backpacken, wollen nicht wöchentlich bei uns in der VHS sitzen. Es gibt viele Vorteile von E-Learning.

Mittlerweile ist unser Leben flexibel und mobil geworden. Wir müssen nicht mehr Zuhause vom Sofa aus um 20 Uhr den Fernseher anschalten, um Nachrichten zu schauen. Wir können uns über das Handy an jedem Ort der Welt informieren. So können wir auch überall auf der Welt studieren. Wir können uns die Orte zum Leben, Arbeiten und Lernen aussuchen. Deswegen wollen auch wir, von der VHS Henstedt-Ulzburg, euch die Möglichkeit geben, euch orts- und zeitunabhängig weiterbilden zu können. Wir wagen das Projekt erstmal mit dem Online-Kurs „Wissenschaftliches Arbeiten“ von Dr. Lars Frühsorge. Seid ihr dabei und traut euch auch?

Trockene Thematik: Wissenschaftliches arbeiten

Wieso haben wir uns denn so ein langweiliges Thema zum Einstieg ausgedacht. Ich kann verstehen, wenn ihr genau das jetzt denkt. Es soll nicht nur darum gehen, nach Ende des Kurses eine Doktorarbeit zu schreiben, das sei jedem selbstverständlich frei gestellt.

Dr. Lars Frühsorge ist VHS-Dozent mit Universitätshintergrund und langjähriger Erfahrung an Hochschulen. Ein optimaler Partner für den E-Learning-Kurs an unsere VHS:

„Ich habe seit 2013 im Wissenschaftlichen Forum als Dozent gelehrt und fand es von Anfang an sehr reizvoll, Kurse mit Universitätsniveau an einer VHS anzubieten. Das war mal eine Abwechslung. Bis dahin hatte ich nur mit Studierenden an Universitäten gearbeitet und das VHS-Publikum hat seinen ganz eigenen Reiz. Die Kursteilnehmer sind meist etwas älter, bringen aber umso mehr Lebenserfahrung mit und nicht selten auch ein beachtliches Vorwissen. Ihr Interesse, ihre Diskussionsbereitschaft hat mich immer sehr beeindruckt und es gab viel Raum für spannende Gespräche, die man im gehetzten Universitätsalltag gar nicht führen kann.“ (Zitat Dr. Lars Frühsorge)

Neben den Vermittlungen von Inhalten war es dem Dozent wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem das wissenschaftliche arbeiten auch außerhalb der Unis gelehrt wird. Menschen sollen ermutigt werden, „einen aktiven Part in der Welt der Wissenschaft zu übernehmen“. Und es scheint mehr Menschen zu geben als man denkt, die große Lust hätten, aus privatem Interesse Forschung zu betreiben und vielleicht sogar eine Forschungsarbeit zu verfassen. „Üblicherweise geht es da um geisteswissenschaftliche Themen: Ahnenforschung, Geschichtswerkstätten, Kunst und Kultur. Zumindest kenne ich keinen Hobbyforscher, der einen eigenen Teilchenbeschleuniger im Garten stehen hat.“ Dass unsere VHS-Kurse kein Studium ersetzen können, sollte klar sein. Wir können aber wichtige Grundlagen, Theorie und Methoden vermitteln. „Weiterhin erklären wir, wie man einen Forschungsstand recherchiert und eigene Fragestellungen entwickelt, wie man selbst Daten sammeln und auswerten kann, welche Regeln man beim Verfassen einer Arbeit beachten sollte und so weiter.“

Fake-News im Internet

Des Weiteren wollen wir lehren, wie wir seriöse von unseriösen Informationen unterscheiden können. Wie wir richtig recherchieren und auf welche Quellen wir uns verlassen können. Dabei geht es nicht nur um wissenschaftliches arbeiten, sondern um privates rezipieren von Informationen. Das Internet hat sich schnell entwickelt und die Fülle an Informationen steigt rasant. Jeder kann seine Meinung im Web preisgeben. Das verunsichert viele. Es ist nicht immer erkennbar, wann es sich um eine subjektive Meinungsäußerung, um gekaufte Werbung oder um gut recherchierte, objektive Berichterstattung handelt. Es gibt immer mehr Informationen ohne klare Trennung zwischen Wahrem und Erfundenem, zwischen ungeprüften und geprüften Texten, zwischen journalistischen Artikeln und Blogposts. Wenn Rezipienten wissen, wie sie wahre von unwahren Quellen unterscheiden, dann kann der Aufnahme an ungefilterten Informationen vorgebeugt werden. Ich bin der Meinung, dass das generationsübergreifende Lehren von Medienkompetenz unumgänglich ist.

„{2010} gab {es} da so ein Gerücht, dass die Maya für das Jahr 2012 das Ende der Welt vorhergesagt hätten. Das war zwar alles nur ein Schwindel, eine Erfindung geschäftstüchtiger Esoterik-Autoren, aber ich habe damals Vorträge in ganz Deutschland gehalten und viele Interviews gegeben. Denn gerade im Internet haben sich solche Fake News sehr schnell verbreitet, und vielen Menschen große Angst gemacht. Generell ist es für viele Menschen schwierig, seriöse und unseriöse Inhalte in den Neuen Medien zu unterscheiden. Aus diesem Grund haben wir an der VHS Anfang des Jahres auch einen neuen Online-Kurs entwickelt, in dem die Grundlagen der Recherche und des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden.“ (Zitat Dr. Lars Frühsorge)

Manipulation im digitalen Zeitalter

Wie erwähnt, sind vielen Menschen Flexibilität und Zeitunabhängigkeit wichtig. Sie wollen sich nicht mehr an ein TV-Programm binden. Um trotzdem an gewünschte Informationen zu gelangen, muss eine effektive Suchstrategie entwickelt werden. Sind die richtigen Seiten gefunden, bietet das Netz Vorteile: Spiegel-Online oder NDR.de können mehr und aktuellere Informationen liefern, als die Tagesschau auf ARD dies in fünfzehn Minuten Sendezeit leisten kann. Wir können zu jeden Thema Hintergrundinformationen recherchieren, kommentieren und uns an der Informationsverarbeitung beteiligen. Es spricht vieles dafür, Nachrichten und Inhalte aus dem Internet zu konsumieren. Aber wie handhaben wir es mit den Quellen, die wir nicht aus der analogen Zeit kennen? Woher wissen wir, ob wir ihnen vertrauen können? Woher wissen wir überhaupt, wie wir welche Quellen lesen müssen?

Webtexte können auf Festplatten gespeichert werden, können ohne Wissen des/der Autors/in von Rezipienten/innen kopiert und in einen anderen Kontext gebracht werden. Das schrieb ich bereits in dem Artikel „Manipulation“. Andersherum kann ein/e Autor/in seinen/ihren Text ändern ohne es sichtbar zu machen – bei einer schon gedruckten Tageszeitung ist das nicht möglich. Eine Entwicklung, die uns bewusst sein sollte. Unsere Verantwortung, kritisch zu bleiben beziehungsweise zu sein, wächst. In dem VHS-Online-Kurs wollen wir die analytische und kritische Nutzung von Internetinhalten lehren. Uns muss bewusst sein, dass Quellen jeglicher Art geprüft und hinterfragt werden sollten. Auch wenn in Deutschland Pressefreiheit herrscht, werden Inhalte im Netz zensiert. Das muss nicht immer zu unserem Vorteil sein. Es ist eine Illusion zu denken, im Web herrsche hundertprozentige Meinungsfreiheit. Das ist nur der Fall, solange Inhalte irrelevant bleiben und keine Gefahr für Wirtschaft oder Politik darstellen. Das Internet ist letztendlich immer noch eine Frage der Ökonomie und der politischen Einstellung eines Landes.

Internetkompetenz

„{…} unser Kurs {soll} auch Leute ansprechen, {…} die sich „nur“ dafür interessieren, worauf unser heutiges Verständnis der Welt beruht oder die sich fragen, wo und wie man seriöse Informationen finden kann. Ich selbst beobachte schon seit Jahren, wie schwer es vielen Menschen fällt, seriöse und unseriöse Informationsangebote im Internet zu unterscheiden. In den Zeiten von Fake News und Rechtspopulismus ist das ein enorm wichtiges Thema und unser Kurs kann da vielleicht einen kleinen Beitrag leisten.“ (Zitat Dr. Lars Frühsorge)

Wie schätzt ihr eure Medienkompetenz ein? Seid ihr euch immer sicher, wo ihr gewünschte Informationen her bekommt und welchen Quellen ihr vertrauen könnt? Wie handhabt ihr das mit Texten, die lediglich eine Meinung widerspiegeln? Vertraut ihr analogen Medien mehr als digitalen? Ich finde das Thema Medienkompetenz enorm wichtig. Die jüngere Generation mag mit den neuen Medien aufgewachsen sein. Sie begegnen der Technik furchtlos. Es bedeutet aber nicht, dass sie diese immer richtig nutzen (können). Und wenn sie sich im Internet gut auskennen, heißt es nicht, dass sie die analoge Quellen richtig einordnen können. Unseren Kindern müssen wir  den richtigen Umgang vorleben und beibringen.

Wir gehen mit unserem Online-Kurs einen Schritt in diese Richtung. Wir wollen den Umgang mit dem umfangreichen Medium Internet transparenter werden lassen und Interessierten die Möglichkeit bieten, wissenschaftliches Arbeiten zu lernen. Andere Medien, genau wie die analogen Medien, sollen nicht an Wichtigkeit verlieren. Genauso müssen wir wissen, wie Fernseh-Sendungen, verschiedene Tageszeitungen, Zeitschriften und Bücher zu rezipieren sind und die Inhalte stets kritisch hinterfragen.

VHS-Online-Kurs

Dr. Jochen Brems hat den Schritt in die E-Learning-VHS-Welt gewagt und den ersten Kurs dieser Art kreiert. „Es ist also auch eine Art Versuchsballon, ein praktischer Beitrag zu der Frage der Digitalisierung, über die derzeit so theoretisch diskutiert wird.“, so der Mitgründer Dr. Lars Frühsorge.
Herausfordernd, aber nicht unmöglich war es, all die Fülle an Informationen in ein paar Stunden Video-Material zu verfassen, dass es nicht in einer trockenen Vorlesung endete. „So umfasst der Kurs auch viele praktische Übungen, Quizaufgaben, Erkundungsaufträge, Bildbetrachtungen und sogar ein Video mit Luftaufnahmen, das eigens für diesen Kurs gedreht wurde! Ich war selbst erstaunt, wie viele Gestaltungsmöglichkeiten es da gibt.  Aber glücklicherweise hatte ich mit Thomas Hohn  einen echten Medienprofi an meiner Seite, der mir all das erklärt hat. Er war es auch, der die Videos in Eigenregie gedreht und den Kurs dann auch erstellt hat. Eine rundum gelungene Zusammenarbeit also.“ (Zitat Dr. Lars Frühsorge)

Schaut euch mal unser Einsteiger-Video zum Online-Kurs an. Und wenn ihr mögt, würde ich mich freuen, wenn ihr mir Fragen dazu stellt. Was wollt ihr über den Kurs wissen? Schreibt die Fragen gerne als Kommentar unter diesen Post. Je nach dem, wie viele verschiedene Fragen eingehen, würde ich einen eigenen Artikel mit den Antworten und gegebenenfalls einem Interview mit Dr. Jochen Brems (VHS-Leiter) und Dr. Lars Frühsorge (VHS-Dozent) führen.

Ich freue mich von euch zu lesen.
Eure Lina