Vierter Advent

Bullerbü

Als Kind habe ich die Geschichten von „Bullerbü“, von Astrid Lindgren geliebt. Am schönsten waren natürlich die Texte und Bilder zur Weihnachtszeit. Verschneite, schwedische Landschaften, aufgeregte Kinder, Plätzchenduft und von Kerzenschein beleuchtete Häuser.

Natürlich war es weder damals noch heute überall in Schweden so idyllisch an Weihnachten. Es ist doch aber wundervoll, davon zu träumen!

Ich wollte „überprüfen“, ob sich die Weihnachtszeit vielleicht doch so oder so ähnlich in Schweden abspielt und habe deshalb mit Rose-Marie gesprochen. Die VHS-Dozentin ist gebürtige Schwedin und lebt nun schon seit vielen Jahren in Norddeutschland. Heute feiert sie in kleinem Kreise mit ihrer Familie Weihnachten. Dabei vermisst sie so einige Traditionen und ganz besonders natürlich ihre schwedische Familie. Hier „zuhause“ geht sie an Heiligabend mit ihren Enkelkindern ins Krippenspiel, bevor dann der Weihnachtsmann kommt und die Geschenke ausgepackt werden. Anschließend wird gemeinsam zu Abend gegessen.

Lucia statt Nikolaus

In Schweden wird wie in Deutschland am 1. Advent die Weihnachtszeit eingeläutet. Das erste wichtige Weihnachtsfest in Schweden ist dann allerdings der 13.12. und nicht wie bei uns der 06.12., das Nikolaus-Fest. Mitte Dezember feiern die Schweden „Lucia“ das Lichtfest. Ursprünglich war das einmal die Wintersonnenwende. Die Kinder bereiteten sich meist bis spät Abends auf das Fest vor. Am 13.12. morgens überraschten Schüler/innen die Lehrer/innen dann mit Keksen, Kaffee und Kuchen. Die Mädchen trugen Kerzen und auch die Jungen waren „verkleidet“. Geschenke gab es an dem Tag keine, erzählt Rose-Marie. Es wurde gemeinsam gesungen und gefeiert.

 

God Jul

Anfang Dezember gab es außerdem immer einen Adventskalender im Radio und im Fernsehen. Jeden Tag wurde eine Geschichte für die Kinder erzählt und gezeigt. Heute feiert die VHS-Dozentin Weihnachten ganz ohne Fernsehen. Dabei ist ihre schönste Kindheitserinnerung an Heiligabend die traditionelle „Walt Disney Stunde“. Zwischen 15 und 16 Uhr sitzt ganz Schweden vor dem Fernseher und schaut sich die jährlich wiederholenden Geschichten an. Rose-Maries liebste Geschichte war die, als der Weihnachtsmann eine kleine Puppe bastelte mit langen, glatten Haaren. Eine Spinne kam und verwandelete die glatten Haar in eine Lockenpracht. Die ganze Familie saß zusammen lauschte den Erzählungen.

Rose-Marie denkt aber auch gerne an die frühe Christmesse am 25.12. zurück. Morgens gegen 6 oder 7 Uhr ging es in die Kirche, meist ging oder fuhr man durch den verschneiten Ort. Es war noch dunkel und viele Häuser waren beleuchtet. Die Gedanken daran lösen ein wunderschönes Gefühl bei der Schwedin aus. Das klingt für mich ein wenig wie in Bullerbü.

In Schweden stehen die Zeit mit der Familie und gutes Essen an Weihnachten im Mittelpunkt. Früher wartete man das ganze Jahr auf den traditionellen Weihnachtsschinken, den „Julskinka“. Er wird meist auf Brot mit Senf gegessen, kann aber auch warm und gewürfelt zu Kartoffeln serviert werden. An Heiligabend gab es meist Fisch und zum Nachtisch Reispudding. Als Kind mochte Rose-Marie den Fisch nie und freute sich um so mehr auf die Nachspeise.

Über die Feiertage gibt es außerdem ein Weihnachtsbuffet, das „Julbord“. Es gibt viele, leckere Köstlichkeit und jeder kann essen, was er mag. Es gibt sehr viel Fisch, verschiedene Heringssorten, Krabben, Lachs, aber auch Fleisch, unterschiedliche Wurstsorten, Kartoffeln und Rotkohl.

Wenn Rose-Marie Anfang Januar zu ihrer Familie nach Schweden fährt, freut sich sich am allermeisten auf die Reste vom Buffett. Ihre Freunde und die Familie hat sich daran dann allerdings schon satt gegessen und sind froh, wenn die Völlerei vorbei ist. Das kennt ihr sicher auch, oder?

Während ich mit Rose-Marie sprach, erschienen ein paar Astrid-Lindgren Weihnachtsgeschichten vor meinem inneren Auge. Ich finde, die schwedischen Weihnachtstraditionen klingen sehr schön. Vielleicht übernehme ich ja mal die ein oder andere. Reispudding zum Nachtisch kann ich mir schon mal sehr gut vorstellen.

 

Fröhliche Weihnachten

Ich finde es spannend, wenn unterschiedliche Traditionen zusammenfinden und sich daraus ganz neue Feste und Abläufe ergeben. Wie auch immer ihr die Feiertage verbringt, ich wünsche euch, dass sie besinnlich werden.

Habt ein wundervolles Weihnachtsfest.
Eure Lina

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