Advent, Advent, die 4. Kerze brennt
(Autor: Dr. Jochen Brems)
Weihnachten – dazu habe ich ganz verschiedene Gedanken und Gefühle. Abhängig sind die vor allem davon, in welches Lebensalter ich mich gerade zurückversetze. In meiner Kindheit z. B. sind es ganz viele sinnliche Eindrücke. Ich erinnere mich an den Geschmack der Schokolade im Adventskalender, an den Geruch von Gänsebraten und Rotkohl in der Küche oder an die schummrige Beleuchtung im Wohnzimmer, die die prächtige Lichterkette des Weihnachtsbaums besonders hell strahlen ließ.
Ich erinnere mich aber auch daran, wie aufgeregt ich vor diesem, mit Abstand wichtigsten Abend des Jahres war und wie unendlich lang mir die Zeit bis zur Bescherung vorkam. Im Fernsehen gab es damals immer die Sendung „Wir warten aufs Christkind“, die ich furchtbar langweilig fand. Besonders schön war für mich aber immer der „Morgen danach“, wenn ich gleich nach dem Aufstehen zum Weihnachtsbaum lief, um mich in Ruhe mit meinen Geschenken zu beschäftigen und mir dabei ein paar leckere Süßigkeiten in den Mund zu stecken – natürlich noch vor dem Frühstück.
Als ich dann erwachsen wurde, kam für mich eine Zeit des „Dazwischen“. Zwar gab es das Weihnachtsfest noch, das ich gerne mit meiner Mutter und meinem Bruder verbrachte, aber das Gefühl des „Großartigen“ und „Einzigartigen“ wollte sich nicht mehr so recht einstellen. Weihnachten – das war immer auch ein bisschen stressig, vor allem wenn es darum ging, auf den letzten Drücker Geschenke zu besorgen. Was allerdings blieb war das gemütliche Zusammensein im Kreis der Familie und vor allem – ein leckeres Essen.
Als dann meine Kinder zur Welt kamen, erlebte ich wohl das, was die meisten Eltern erleben: ein Aufblühen der Weihnachtsrituale und die Freude daran, wie aufgeregt und glücklich die Kinder an diesem Tag sind. Plötzlich geht es darum, eigene Rituale zu (er-)finden. Ich fand es interessant, mich gemeinsam mit meiner Frau zu fragen, was uns eigentlich an Weihnachten wichtig ist und was wir gerne als zukünftige Erinnerung an unsere Kinder weitergeben möchten. Und dabei ist Einiges herausgekommen.
So gibt es natürlich wieder einen Adventskalender (der heute allerdings ein bisschen anders „daherkommt“ als früher), das Plätzchenbacken in der Vorweihnachtszeit, das gemeinsame Tannenbaum-Aussuchen, das Schmücken des Baums von Papa und Tochter, der Kirchenbesuch von Mutter und Tochter oder die kleine Glocke, die zur Bescherung geläutet wird. Das Allerwichtigste für uns ist aber, dass wir am Heiligen Abend ganz ungestört Zeit miteinander verbringen. Ohne Handy-Getippe, ohne Fernsehen oder sonstige Ablenkungen, satt dessen zusammen spielen, reden, Weihnachtsmusik hören und natürlich – in aller Ruhe zusammen zu essen. Denn das ist es, was ich in meiner Kindheit – zumindest aus heutiger Sicht – am allermeisten genossen habe: Meine Eltern, die mir einen ganzen Abend ihre ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt haben. Das fand ich mindestens genau so schön, wie die Geschenke. Und das ist es, was ich heute auch meinen Kindern schenken möchte.
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