Homeoffice – Challenges mit Kindern

(Autorin: Lina Samoske)

Danke Mirja, für deinen Respekt an alle zuhause arbeitende Eltern, ich bin eine von denen. Allerdings gebe ich den Respekt direkt weiter an die Eltern, dessen Kinder noch im Home Schooling sind – und an die Alleinerziehenden sowieso. Ich habe zwei kleine Kinder, die keinen Schulstoff pauken, dafür aber rund um die Uhr betreut werden müssen. Klar, morgens mal eine Schüssel Müsli selbst machen und eine Weile alleine spielen kriegen sie hin. Aber Kinder bespaßen, Streit schlichten und nebenher Webinare geben, funktioniert nicht – so viel schon mal vorweg.

Elternlobby

Dass Familien bzw. Eltern in Deutschland keine Lobby haben, wissen wir spätestens jetzt zur Corona-Zeit. Mindestens einen Blogartikel würde meine Wut darüber füllen. Für uns Eltern ist es unverständlich, warum Rentner/innen nun theoretisch wieder in Museen gehen können, Kleinkinder aber ihren Waldkindergarten nicht besuchen dürfen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Erwachsene mit Freundinnen und Freunden im Restaurant sitzen dürfen, Schulkinder auf dem Pausenhof aber 1,5 Meter Abstand zu ihrem besten Freund oder ihrer besten Freundin halten müssen. Statistisch gesehen halten sich Grundschulkinder im Übrigen besser an die Corona-Regeln als junge Erwachsene. Nun aber genug davon, obwohl ich hoffe, dass die Medien weiterhin und viel über diese Ungerechtigkeit berichten werden. 

Mit der Schließung der Kindergärten und Schulen im März, musste ich mit meiner Familie erst einmal zwei Wochen in Quarantäne. Das bedeutete vier gesunde Menschen in einem Haushalt, zwei davon arbeitend, zwei davon in Ferienlaune. Wir waren und sind noch immer privilegiert mit unseren Jobs – haben zwar finanzielle Einbußen – konnten aber ohne Probleme von zuhause aus arbeiten. Auch jetzt, wo erste Schul- und Kindergartenkinder teil- und stundenweise wieder in die Betreuung dürfen, darf ich weiterhin von zuhause aus arbeiten. Denn die Öffnung heißt nicht unbedingt eine Erleichterung für Eltern. Besuchen die Kinder wieder die Einrichtungen, fallen die Großeltern meist als Unterstützung weg. Und wie werden Kindern und Eltern, die zur Corona-Risikogruppe gehören unterstützt? Im wenig digitalisierten Deutschland leider sehr schlecht. Das Fass mache ich nun aber lieber nicht mehr auf. Für uns wäre die Corona-Zeit ohne Homeoffice nicht zu bewältigen.

 

Erwerbs- und Carearbeit

Von Anfang an haben mein Mann und ich uns die Arbeits- und Carearbeit geteilt: Ich arbeite 3-4 Vormittage und einen Nachmittag pro Woche. Mein Mann arbeitet die restliche Zeit, meist bis spät in den Abend hinein. Wenn mehr Arbeit anfällt, wird diese in der Nacht, wenn die Kinder schlafen oder am Wochenende erledigt. 

Nachdem wir vier Wochen lang so gelebt haben, haben wir die Großeltern zur Unterstützung mit einbezogen – was für eine Erleichterung. Was für eine Entspannung nur arbeiten zu müssen, ohne mit einem Ohr Kindergezanke mitzubekommen. Denn auch Kinder können einen Corona-Koller bekommen, ihre Freundinnen und Freunde sowie den normalen Alltag vermissen. Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit funktioniert, muss in unserem Land ja zur Zeit funktionieren. Es klappt aber nur, wenn mindestens zwei Erwachsene sich die Carearbeit teilen, kein Druck seitens des Arbeitsgebers oder der Arbeitgeberin vorhanden ist, Termine auch einmal verschoben werden können und keine Existenzängste vorhanden sind. Entfällt nur ein Element, wird jemand krank, benötigt ein Kinder besonderen Förderbedarf, bricht das System zusammen. Und an dieser Stelle habe ich nicht nicht einmal von elterlichen Bedürfnissen oder „Zeit für sich alleine“ gesprochen – psychische und physische Gesundheit muss momentan quasi ignoriert werden. An die propagierte Corona-Langeweile mag ich an dieser Stelle gar nicht denken. 

Ich arbeite gerne im Homeoffice, habe das berufsbedingt schon immer viel gemacht und mir so bereits im Vorfeld viele Bedingungen dafür geschaffen. Bei meinem aktuellen Job spare ich sogar bis zu drei Stunden Fahrzeit – Gewinne also quasi Arbeitszeit. Ich hoffe, dass nach Corona die Anerkennung der Kinderbetreuung – egal ob im privaten oder beruflichen Rahmen – steigt und dementsprechend vergütet wird. Außerdem wünsche ich mir, dass es ein Recht auf „Remote Jobs“ geben wird, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Recht auf einen freien Arbeitsplatzort bekommen.

Ich und meine Familie organisieren uns zur Zeit von Woche zu Woche, warten die Corona-Pressekonferenzen ab, um zu überlegen und zu planen wie sich die Arbeitszeit mit der Familienzeit zuhause vereinbaren lässt.

In diesem Sinne, gesund und gelassen! 

Eure Lina

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