Du lässt dich ständig manipulieren oder die Sache mit dem Vertrauen

Ma·ni·pu·la·ti·o̱n: Substantiv [die]

Der Begriff Manipulation (latein. Zusammensetzung aus manus ‚Hand‘ und plere ‚füllen‘; wörtlich‚ eine Handvoll (haben), etwas in der Hand haben {…}) bedeutet im eigentlichen Sinne „Handhabung“ und wird in der Technik auch so verwendet. Darüber hinaus ist Manipulation auch ein Begriff aus der Psychologie, Soziologie und Politik und bedeutet die gezielte und verdeckte Einflussnahme, also sämtliche Prozesse, welche auf eine Steuerung des Erlebens und Verhaltens von Einzelnen und Gruppen zielen und diesen verborgen bleiben sollen (Camouflage, Propaganda).“ (Quelle: Wikipedia)

Wie komme ich auf die Idee hier über Manipulation zu schreiben? Erstens finde ich das Thema sehr spannend und ich denke, dass es uns im Alltag häufiger begegnet, als wir denken und zweites wird im nächsten Philosophischen Café darüber diskutiert. Arno Schöppe, der uns im kommenden Blog-Artikel einige Fragen dazu beantworten wird, stellt die Frage „Wie manipulierbar sind wir?“. Er möchte herausfinden, ob der Teufelskreis der täglichen Manipulationen, der mittlerweile vorhanden ist, zu durchbrechen ist.

Ich bin doch nicht manipulierbar

“Klar, schaue ich auch mal Werbung im Fernsehen, aber deswegen kaufe ich doch nicht gleich das Produkt. „Ich lasse mich nicht manipulieren. Plakate an Litfaßsäulen sehen oft schön aus, aber deswegen gehe ich doch nicht gleich in das Konzert – nur weil man mich mit dem Poster dahin locken möchte.“

So denken sicherlich viele von euch auch, oder? Man möchte einfach nicht manipuliert werde, sondern seine Entscheidungen stets selbst und frei treffen. Manipulation löst das Gefühl der Machtlosigkeit in mir aus. Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen der Absicht, jemanden durch offene Kommunikation überzeugen zu wollen und dem Prozess der geplanten Manipulation. Trotzdem behaupte ich, dass alle Menschen mehr oder weniger manipulierbar sind und wir uns tagtäglich beeinflussen lassen – ob wir es nun wollen oder nicht. Wir bauen Vertrauen zu Marken, Printmedien oder Unternehmen auf – und letztlich natürlich auch zu Menschen. Das passiert so ganz nebenbei: über Fernsehwerbung, Anzeigenkampagnen, Zeitungsartikel, die sozialen Medien oder durch Mundpropaganda. Diese Beeinflussung durch z.B. Werbung gehört für mich bereits zur Manipulation. Selbst wenn ihr der Meinung seid, euch davon nicht beeinflussen zu lassen, bleiben die Bilder in euren Köpfen hängen und leiten euch vielleicht beim Griff zu bestimmten Produkten im Supermarktregal.

Woher wisst ihr, ob hinter einem Facebook-Profil ein echtes Unternehmen oder eine reale Person steckt? Uns bleibt nichts anderes übrig, als anderen zu vertrauen. Und das ist der Punkt, ab dem wir manipulierbar sind.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Sollten wir also eventuell niemandem mehr unser Vertrauen schenken? Das wäre sicher ein sehr anstrengendes Leben. Denn ohne Vertrauen gäbe es keine Geschäftsbeziehungen, keine Basis zwischen Arzt und Patient, keine Freund- oder Partnerschaften oder keine so wichtigen Eltern-Kind-Beziehungen. Ein Leben ohne Vertrauen ist nahezu unmöglich. In Studien wurde festgestellt, dass Vertrauensselige gesünder, zufriedener und sogar länger leben. Das ist doch eine Motivation für alle, die die Welt vielleicht doch ein wenig zu kritisch sehen. Weiterhin denke ich auch, dass die Entscheidung, wem oder was ich vertraue, immer bewusst getroffen werden kann.

Wie baut sich Vertrauen überhaupt auf? Soziologen sind der Meinung, dass Vertrauen das Fundament aller sozialen Beziehungen und der Klebstoff des gesellschaftlichen Lebens ist. Es entsteht allerdings keineswegs aus dem Nichts, sondern muss von uns erlernt werden und wachsen. Vertrauen hängt außerdem stark mit unserem Wissen bzw. Nicht-Wissen zusammen. Weiß ich etwas nicht genau, muss ich denen vertrauen, die mir fehlende Informationen liefern. Ist genügend Wissen vorhanden, sind weniger Fremd-Informationen und somit weniger Vertrauen notwenig.

Natürlich gibt es verschiedene Vertrauensformen. Ganz banal: spiele ich mit einem Fremden Karten, muss ich darauf vertrauen, dass er sich an die vorher vereinbarten Regeln hält. Ein Missbrauch hätte allerdings keine schwerwiegenden Folgen.

Anders verhält es sich im Straßenverkehr: gehe ich als Fußgänger bei Grün über die Ampel, vertraue ich darauf, dass die Autofahrer stehen bleiben. Wird mein Vertrauen missbraucht, kann mich das das Leben kosten. Über solche alltäglichen Vertrauens-Situationen denken wir nicht mehr nach und werden hier auch selten manipuliert.

Der Medienbereich – Manipulation leicht gemacht

Es ist z.B. eine große Herausforderungen für uns, herauszufinden, welchen Internetseiten wir vertrauen können. Welche Nachrichtenportale sind seriös, welche wollen manipulieren und betreiben Propaganda? Besonders Weblogs werden oft als Gefahr und Manipulationsinstrument gesehen. Blogger/innen müssen sich nicht an journalistische Regeln halten, Informationen können so ohne Überprüfung gepostet werden, Quellen müssen nicht recherchiert und verifiziert werden, Meinungen werden präsentiert.

Wir vertrauen oft bestimmten Berufsgruppen, mit denen wir Positives assoziieren. Diese stereotypischen Erwartungen sind zwar teilweise falsch, geben uns aber ein besseres Gefühl, als unsere Entscheidungen dem Zufall zu überlassen. Allerdings schreit es hier nach Manipulation. Die Bezeichnung „Journalist“ ist nicht geschützt, so dass jeder so nennen darf, der Texte schreibt.

Wir lassen uns also davon blenden und ggf. manipulieren. Veröffentlicht ein »Journalist« einen Beitrag im Internet, gehen wir davon aus, dass die Quellen gut recherchiert sind und der Wahrheit entsprechen, da wir der Berufsbezeichnung Vertrauen schenken.

Um diesem Phänomen zu trotzen, muss unsere Medienkompetenz ausreichend entwickelt sein. Der digitalen Generation wird das zugetraut. Aber gerade für die nativen User der digitalen Welt, ist die Gefahr groß manipuliert zu werden. Wenn Rezipienten/innen wissen, wie sie wahre von unwahren Quellen unterscheiden, kann der Aufnahme an ungefilterten Informationen vorgebeugt werden. Das Lehren von Informationskompetenz ist im Zusammenhang mit dem Thema „Manipulation“ unumgänglich. Texte aus dem Internet, können ohne Probleme gespeichert werden, ohne Wissen des Autors kopiert und in einen anderen Kontext gebracht werden. Inhalt und Präsentation des ursprünglichen Textes können verfälscht werden. Andererseits kann ein Autor seinen gesamten Text oder Passagen ändern und löschen, ohne es für den Konsumenten sichtbar zu machen. Ein einfacher Weg, um Propaganda zu betreiben.

Be positive

Das klingt alles ganz schön negativ, oder? Ich möchte aber positiv bleiben, denn wie wir ja nun gelesen haben, leben Menschen die vertrauen können, glücklicher und länger. Vertraut ihr schnell oder seid ihr eher der Typ „Kontrolle ist besser“? Verratet mir doch mal Situationen, in denen sich euer Vertrauensvorschuss gelohnt hat oder in denen ihr froh wart, etwas oder jemanden noch mal kontrolliert zu haben. Dann erzähle ich euch im nächsten Blogpost auch zwei kleine, private Geschichten von mir, in denen es hätte brenzlig werden können, mein Vertrauen dem Positiven gegenüber aber gesiegt hat.

Ich hoffe auch ihr seht die positiven Aspekte dieses Artikels: das Vertrauen Gutes in unserer Gesellschaft mit sich bringt. Habt keine Angst vor eventueller Manipulationen.

Also, bis bald.
Eure Lina

 

2 Kommentare
  1. Marius Jost sagte:

    Wir lassen uns sogar teilweise gerne manipulieren. Ich habe zu genau diesem Thema einen gesamten Kanal in YouTube, auf den ich hier hinweise möchte. Manipulation erkennen und elegant reagieren. Vielleicht hilft es ja einmal dem einen oder anderen. Ich hoffe, auch an Ihrer VHS in Henstedt-Ulzburg gibt es Kurse dazu! Lieben Gruß, Marius Jost aus Frankfurt am Main

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