Vegetarisch ins neue Jahr

Willkommen zurück auf unserem Blog! Wir wünsche euch ein frohes neues Jahr und freuen uns auf spannende Kurse und einen regen Austausch online wie offline, mit euch. Viele nutzen den Januar für eine Diät, fasten oder stellen Ihre Ernährung um. Einige wollen ihren Weihnachtsspeck los werden, anderen wollen einfach gesund in das neue Jahr starten. Zu genau dem Thema möchte ich euch jemanden vorstellen, der einige Antworten zum Thema “Ausgewogene Ernährung” geben kann.

Am dritten Advent habt ihr den Ernährungsberater Andreas Sommers bereits kennengelernt. Er hat euch ein wundervolles, vegetarisches Weihnachtsmenü zusammengestellt. Selbstverständlich könnt ihr es auch außerhalb der Feiertage nachkochen.

Nun wollte ich ein wenig mehr über den VHS-Dozenten erfahren, da er bereits nächste Woche schon einen Kurs gibt, der sich „Vegetarisches Kochen – auch für Fleischesser“ nennt. Spannend, oder? Also, los geht es:

Lieber Herr Sommers, mögen Sie sich kurz vorstellen: Wer sind Sie, wo kommen Sie her, was machen Sie beruflich und wie beschäftigen Sie sich privat am liebsten?

Andreas Sommers, Jahrgang 1964 aus Flensburg, verheiratet mit Carola Sommers, keine Kinder.
Ich bin als freiberuflicher Ernährungsberater tätig und habe das Privileg, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und heute gut davon leben zu können. Die Küche ist mein Ort an dem ich gerne wirke. Mit Lebensmitteln zu arbeiten, alte Zubereitungsmethoden neu zu entdecken und auszuprobieren, richtig gut zu kochen, ist für mich das Größte. Entsprechend steht bei uns immer alles mögliche rum: immer reift, blubbert oder fermentiert etwas vor sich hin. Aber damit ich bei der Ernährung nicht ganz „betriebsblind“ werde, lerne ich seit einem Jahr an unserer VHS „Griechisch“ und meine Frau und ich gehen jeden Freitag zum Tango-Abend der VHS Henstedt-Ulzburg. Es gibt also auch noch Hobbys neben dem Kochen.

Seit wann ist das Thema “Ernährung” so wichtig für Sie? Wie kam es dazu, dass Sie sich auch beruflich damit beschäftigen wollten?

Mit etwa 30 Jahren wurde eine Hautkrankheit bei mir diagnostiziert und ich fing in den Folgejahren an, mich auch immer mehr mit meiner eigenen Lebensweise und Ernährung zu befassen. Das gipfelte darin, dass ich meinen „bürgerlichen“ Job aufgab und den dornigen Weg der Fernuniversität wählte und zweieinhalb Jahre „Ernährungsberatung“ studierte. Meinen Abschluss habe ich mit Bestnote 2009 erreicht, seit dem bin ich als freiberuflicher Ernährungsberater tätig.

Was halten Sie davon, dass sich immer mehr Menschen vegan ernähren – welche Vor- und Nachteile hat diese Ernährung?

Eine gute Ernährung hat nichts mit weglassen zu tun, sondern mit der richtigen Auswahl und Zubereitung der Lebensmittel. Ich halte gar nichts von einseitigen Ernährungsweisen und die vegane Ernährung gehört dazu. Jeder Mensch hat in jeder Lebensphase völlig individuelle Bedürfnisse an die Ernährung. Ein Kind vegan zu ernähren wird nicht nur von mir äußerst kritisch gesehen. Jenseits der 60 hingegen kann eine vorwiegend vegane Lebensweise – je nach Gesundheitszustand – durchaus empfohlen werden. Auch als Diät, also über einen begrenzten Zeitraum, kann eine vegane Ernährung durchaus Sinn machen.

Inwieweit kann Ernährung Medikamente ersetzen? Bei einer Krebserkrankung wird zum Beispiel teilweise eine zuckerfreie und vegan Ernährung empfohlen.

Ich möchte das einmal anders erklären. Eine ausgewogene Ernährung, die vor allem die Darmgesundheit im Fokus hat, führt zu einem sehr stabilen Immunsystem. Das wiederum bedingt, das gar keine Medikamente gebraucht werden. Aber die Ernährung ist hier nur ein Baustein. Gesunder Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft und ein ausgewogenes soziales Umfeld gehören genauso dazu und unterstützen das Immunsystem.

Die Ansätze, sich während einer Krebserkrankung zuckerfrei und vegan zu ernähren, kenne ich. Meiner Meinung nach ist es eher ein „fischen im Trüben“. Tierversuche an Mäusen mit einer hochdosierten Zuckerernährung haben Marker entwickelt, die Krebs begünstigen können. Ich weiß nicht, ob das reicht, einen generellen Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs herzustellen. Ebenfalls gibt es nach meinem Überblick über die Studienlage keine Hinweise auf eine Verbesserung von Krebsleiden bei einer veganen Ernährung. Es gibt auch Menschen aus der Wissenschaft, die genau das Gegenteil raten, da tierische Eiweiße unter Umständen die Hormonproduktion positiv beeinflussen. Ich bin eher ein Vertreter der „Epi Genetik“ und sehe den Krebs als folge ungenauer Ablesung der DNA Ketten bei der Zellteilung. Ein spannendes aber sehr komplexes Thema, das hier sicher zu weit führen würde – außerdem bin ich weder Arzt noch Wissenschaftler.

Selbst, wenn ich meine Ernährung nicht komplett ändern möchte, worauf sollte ich mein Kaufen von Lebensmitteln in jedem Fall achten?

Nach Möglichkeit keine verarbeiteten Lebensmittel kaufen. Selber machen ist Trumpf! Das heißt jetzt aber nicht, dass man Mais oder Tomaten aus der Dose nicht mehr verwenden darf. Das ist schon okay, eine fertige Nudelsoße auf Basis von Tomatensoße oder ein fertig eingekochtes Chili sind das Gegenteil. Sauerkraut zum Beispiel ist sehr einfach selber herzustellen. Vom Fertigen aus dem Supermarkt sei es aus der Dose oder der Tüte ist hingegen abzuraten.

Was mache ich, wenn ich mich in der Weihnachtszeit nicht zurückhalten konnte und nun die Pfunde wieder los werden möchte?

Warum sollte man sich zu Weihnachten auch zurückhalten? Die Völlerei gehört genauso wie der Verzicht zu einer gesunden Ernährungsweise. In den Jahrhunderten vor unserer Überflussgesellschaft war es üblich, zum Ende des Jahres (die Ernten waren eingefahren und viele Lebensmittel waren nur schwer zu konservieren) zu essen, was „rein ging“. Zum Weihnachtsfest wurde gern besonders aufgetischt, schließlich sorgte man für die „saure Gurkenzeit“ vor. Februar bis April/Mai war in der Regel Schmalhans angesagt. Leider haben wir in unserer Lebensmittelüberflussgesellschaft völlig verlernt, auch einmal eine Zeit lang zu Fasten, bzw. sich nur karg zu ernähren.

Zum Pfunde verlieren gibt es einen ganz unspektakulären und uralten Rat: „iss die Hälfte“.

 

Vielen Dank Herr Sommers. Ich muss gestehen, dass ich nicht gerne und nicht gut koche. Glücklicherweise übernimmt das zuhause mein Mann. Er isst im Gegensatz zu mir sehr gerne Fleisch. Zusätzlich bin ich auch noch Laktoseintolerant. Das prädestiniert mich geradezu, mich vegan zu ernähren. Zum Glück kann mein Mann auch hervorragend vegan/vegetarisch kochen.

Es gibt circa 1-2 mal die Woche hochwertiges Bio-Fleisch bei uns zuhause. Meine Kinder haben ganz unterschiedliche Vorlieben: eines liebt Fleisch, das andere überhaupt nicht. Ich denke, dass man besonders bei Kindern auf solche Signale achten und auch vermehrt auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers eingehen sollte.

Generell würde ich gerne häufiger Fisch essen. Da bin ich aber leider die einzige in meiner Familie. Ansonsten ist mir eine ausgeglichene, gesunde Ernährung sehr wichtig. Wobei es selbstverständlich auch TK-Pizzen in unserem Eisfach und normale Schokolade in unserem Haushalt gibt – aber eben auch die 85%ige-Kokosblütenzucker-Schokolade aus dem Bioladen, denn die befriedigt den Schokoheißhunger genauso und ist gesünder.

Nun würde mich natürlich interessieren, wie Ihr euch ernährt: Vegan? Vegetarisch? Verwendet ihr eher schnelle fertige Gerichte oder ist kochen eine Leidenschaft und es wird alles selbst zubereitet? Lebt ihr zuckerfrei oder habt gegebenenfalls noch Allergien oder Unverträglichkeiten? Ich freue mich von euch zu lesen!

Bis bald

eure Lina

Kursinformationen: AJ35.04
Vegetarisch Kochen – für Fleischesser
Mittwoch, 16.01.2019
18:30 – 21:30 Uhr
Olzeborchschule – Küche

2 Kommentare
  1. Andreas Sommers sagte:

    Hallo Lina, ich Duze Dich einfach mal,

    Du schreibst, nein betonst “zusätzlich bin ich auch noch laktoseintolerant”. Das ist völlig normal, die Menschen, die jenseits der ersten Lebensjahre noch Lactase (Enzym zum Aufspalten des Milchzuckers – Lactose) bilden können, sind der genetische Unfall, Du gehörst zu den “Normalos”.

    Darum haben die Menschen auch die letzten 10.000 Jahre Zubereitungsmethoden der Milch entwickelt, die den Milchzucker abbaut. Joghurt, Dickmilch, Kefir, Skyr, fermentierte Stutenmilch, Käse – Milch wurde in den allerseltensten Fällen getrunken, das ist erst seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts üblich.

    Gruß

    Andreas

    Antworten
    • Lina Samoske sagte:

      Hallo Andreas, endlich komme ich mal zum Antworten. Dass eine laktoseintoleranz (eigentlich) eine normale Etwicklung ist, habe ich sehr schnell erfahren. Hier bei uns in der westlichen Welt ist das im normalen Ernährungsplan aber irgendwie noch nicht so verbreitet. Gruß Lina

      Antworten

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