Perfekte Urlaubslektüre oder langweilige Biographie?

(Autorin: Ruth Gildemeister)

Ach, jetzt schon wieder so eine Biographie“, dachte ich bei mir, als im letzten Jahr das Buch „Becoming“ von der früheren First Lady der USA, Michelle Obama erschien. „Jeder, der meint etwas sagen zu müssen oder sich selbst darstellen möchte, schreibt ein Buch“, so meine etwas negative Meinung zu Geschichten in dieser Form.


Doch dann bekam ich das Buch „Becoming – meine Geschichte“ von Michelle Obama geschenkt und es änderte sich schlagartig meine Meinung. Ich war vom ersten Augenblick gefesselt und fasziniert von diesem Buch. Und es gibt für mich sehr viele Gründe, weshalb man gerade die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frau unbedingt lesen sollte.

Zur Person

Michelle Robinson Obama war von 2009 bis 2017 die First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie studierte an der Princeton Universitiy und an der Haward Law School. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Anwältin bei der Kanzlei Sidley & Austin in Chicago, wo sie auch ihren zukünftigen Ehemann Barack Obama kennenlernte.

Weitere berufliche Stationen: Sie arbeitete im Büro des Bürgermeisters von Chicago, an der University of Chicago und am University of Chicago Medical Center. Außerdem gründete Michelle Obama die Chicagoer Sektion von „Public Allies“, eine Organisation, die junge Menschen auf eine Laufbahn im öffentlichen Dienst vorbereitet.

Michelle Obama lebt derzeit mit ihrem Mann Barack und den beiden Töchtern Malia und Sasha in Washington.

 

Zum Inhalt der Geschichte „Becoming“

Schon beim Lesen der ersten Seiten hat man das Gefühl, Michelle Obama sitzt einem gegenüber und erzählt lebendig und authentisch ihre Lebensgeschichte.


Angefangen hat alles in beengten Verhältnissen in South Shore, einem Stadtviertel im Süden von Chicago, der sogenannten South Side. Mit ihrem Bruder Craig teilt sie sich ein Zimmer in der kleinen Dachgeschosswohnung der Familie und spielt im nahegelegenen Park mit ihm. Dort erziehen ihre Eltern, Fraser und Marian Robinson sie auch dazu, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und sich keine Angst machen zu lassen. „Mein Vater Fraser“, so Michelle Obama, „hat mit beigebracht, hart zu arbeiten, viel zu lachen und immer Wort zu halten. Meine Mutter hat mit gezeigt, wie ich mit meinem eigenen Kopf denken und meine Stimme einsetzen kann.

So stark gemacht für das Leben, ist ihr Werdegang rasant: Nach dem High School Abschluss studiert sie an der ehrwürdigen Universität Princeton und erfährt dort, wie es sich anfühlt, wenn man als einzige schwarze Frau im Hörsaal sitzt. Sie schreibt offen über ihre erste Anstellung als junge Unternehmensanwältin, ihre harte Arbeit dort mit vielen Überstunden, und wie sie dort auch an einem schönen Sommertag den Jurastudenten Barack Obama kennenlernt. Der Leser erfährt, wie das Zusammentreffen mit diesem außergewöhnlichen Mann ihr Leben verändert.

Offen und mit viel Herz beschreibt Michelle Obama, wie ihre Liebe zu Barack langsam wächst, wie er ihr schließlich den Heiratsantrag macht und sie heiraten: „Ich merkte“, so die junge Braut während der Trauzeremonie in der Kirche, „was wirklich wichtig war und werde es immer im Herzen tragen: Zwei Hände, die einander fest halten.

 

Die Liebe

Und sie halten einander in Liebe fest trotz vieler Schwierigkeiten. Ehrlich beschreibt Michelle Obama, wie sie in den ersten Jahren ihrer Ehe darum kämpfen muss, ihr Berufs- und Familienleben unter einen Hut zu bringen und wie schwer es anfangs ist, mit dem schnellen politischen Aufstieg ihres Mannes zurecht zu kommen.

Sie erzählt von den vielen privaten Diskussionen, ob Obama nun für das Amt des Präsidenten kandidieren solle oder nicht, lässt uns teilhaben am anstrengenden Wahlkampf, ihrer ersten Wahlkampfrede und dem historischen Wahlsieg ihres Mannes. Wir erleben mit, wie sie über Nacht weltweit bekannt wird, wie sie mit ihrer Familie ins Weiße Haus einzieht und wie ihr Leben dort in den darauffolgenden acht Jahren ablief und schließlich, wie sie ihr Land besser kennenlernt und das Land sie.

Ein faszinierendes Buch einer faszinierenden Frau, die versucht, stets nach den Leitsätzen ihrer geliebten Eltern zu leben, voller Herzenswärme, Liebe und Offenheit und immer bestrebt, ihre Kraft in den Dienst einer größeren Sache zu stellen.

Eine wunderbare Urlaubslektüre, aber auch ein Buch zum Nachdenken: „Es geht nicht darum“, so Michelle Obama am Schluss ihrer Geschichte, „wohin man es am Ende geschafft hat. Es liegt eine große Kraft darin, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass man erkannt und gehört wird, darin, die eigene, einzigartige Geschichte für sich zu beanspruchen, mit der eigenen, authentischen Stimme zu sprechen. Und es liegt eine große Anmut und Gnade darin, andere erkennen und hören zu wollen. Das ist es, was „Werden „für mich heißt.

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