Homeoffice – Challenge 2.0

(Autorin: Mirja Kahle)

Wenn ich heute auf die Tage im März zurückblicke, als der Corona-Lockdown gerade passiert war, die ersten Paletten von Klopapier geräubert, es keine Brotbackmischungen mehr in den Regalen gab und die Menschen aus der Hektik der Hamsterkäufe in die Phase der ersten Langeweile eintraten, da erlebte ich, wie die Sozialen Medien von Challenges und Herausforderungen geflutet wurden: Kinderbilder, Lieblingsdrinks, Steineketten, Musik der Jugend, Zehndingeübermichdiekeinerweiß…

Heute, 9 Wochen später, weiß ich, welches derzeit meine größte Herausforderung ist: Homeoffice!

Ich hatte bisher Homeoffice immer als Chance gesehen, sich den weiten Weg ins Büro sparen zu können – okay, ich habe es mit knapp 2km nicht wirklich weit – oder auch im Stau stehen zu müssen, im Notfall auf das kranke Kind aufpassen zu können, ein Kaffeepäuschen auf der Bank in der Sonne machen zu können, viel Geld durch Verzicht auf Mittagstisch in Restaurants zu sparen, für Handwerkertermine nicht einen Tag Urlaub nehmen zu müssen – und, und, und…

Wie sagte Shakespeare? „Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“ Stimmt, die Medaille hat eine Kehrseite.

Ich arbeite viel mehr, weil ich hier „untermdachjuchee“ weniger abgelenkt bin. Und weil ich denke, „ach, eben noch schnell diese Email oder jene Liste, dann ist das weg.“ Aber weniger Ablenkung heißt auch weniger Bürogespräche: „Leute, ihr fehlt mir!“ – und Austausch mit den Kolleginnen oder dem Chef. Und weniger Bürogespräche heißt weniger Bewegung. Da muss ich dringend ran, an den Coronaspeck! 

Gottseidank habe ich kein Kind mehr zu Hause, dass betüddelt werden muss, mit dem die Schule jetzt im eigenen Wohnzimmer stattfindet oder dem erklärt werden musste, warum es nur auf dem Balkon in der Plastikwanne „Sandkiste“ spielen durfte. All die Eltern, die das jetzt gerade durchmachen, haben meinen allergrößten Respekt!

Meine Tochter ist allerdings auch zu Hause, studiert die letzten Seminare vor ihrem Bachelorabschluss online. Und mein Mann ist Nummer drei in unserer Bürogemeinschaft. Alleine das stresst das W-LAN mächtig. Manchmal geht auch gar nichts mehr. Dazu dann die Webinare und Videokonferenzen, die alle anderen in der Bürogemeinschaft dazu verdonnern, still zu halten, nicht gerade dann im Wohnzimmer zu telefonieren, Musik beim Workout auf laut zu drehen, staubzusaugen und so weiter und so fort…

Und so schön es ist, sich das Geld für den Mittagstisch zu sparen: Jetzt muss ein Wochenspeiseplan her! Dabei muss es mit der Vorbereitung schnell gehen, man will ja weiterarbeiten. Dann muss eingekauft werden, was mich derzeit mit den ganzen Einschränkungen echt stresst. Abgesehen davon gebe ich jetzt deutlich mehr Geld für Lebensmittel aus, das kann ich eigentlich auch beim Mittagstisch lassen. Dann muss ich auch nicht selbst kochen und kann meine Mittagspause genießen und mit den Kolleginnen quatschen.

Ach ja, was freue ich mich darauf, wieder regelmäßig ins Büro zu können!

Übrigens: Homeoffice ist genauso ein falsches Englisch wie Handy. Also Obacht: Der Engländer sagt: „I am working remotely.

So long! Eure Mirja

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